Projektinfo

Hintergrund

In Deutschland ist die Hämodialyse (HD) die dominierende Form der Nieren-ersatztherapie bei chronischer Niereninsuffizienz (CKD). Gleichzeitig wird die Peritonealdialyse (PD), ein weiteres Nierenersatzverfahren, mit einer Prävalenz von 5,4% im internationalen Vergleich deutlich weniger eingesetzt. Auf nationaler und regionaler Ebene finden sich weltweit sehr unterschiedliche PD-Raten (z.B. Hong Kong 79,4 %, Schweden 23,8 %, Luxemburg 0,7 %).

Ziel dieser im Rahmen des Innovationsfonds geförderten Studie ist es, Faktoren zu identifizieren, die für die in Deutschland im internationalen Vergleich niedrige PD-Rate ursächlich sind. Eruiert werden förderliche und hemmende Faktoren aus Sicht der unterschiedlichen Akteure (Patienten, Ärzte, Pflegepersonal, Kassen etc.). Im Rahmen einer Querschnittsstudie werden die aktuelle Versor-gungssituation von Dialysepatienten auf regionaler Ebene, die unterschiedlichen Kosten und Kostenarten (HD vs. PD), sowie die Identifikation und Gewichtung der Einflussfaktoren bei Patienten, Ärzten und Pflegepersonal, die die Entschei-dung für bzw. gegen die HD oder PD beeinflussen, analysiert.

Fragestellung und Forschungsmodell

Das Projekt orientiert sich dabei an folgenden Leitfragen:

  1. Wie stellt sich die aktuelle Versorgungssituation im Bereich der Dialyse in Deutschland dar?
  2. Welche Faktoren fördern bzw. hemmen den Einsatz der jeweiligen Dialyseverfahren?
  3. Wie ließe sich eine bestinformierte Entscheidungsfindung für HD oder PD realisieren?

Methodik

Das Projekt beinhaltet im Sinne eines Mixed-Methods-Ansatzes folgende Analyseansätze:

Sekundärdatenanalyse

Hierzu wird zunächst eine Sekundärdaten-basierte Analyse der Versorgungs-situation durchgeführt. Datenbasis stellen die vertragsärztlichen Abrechnungs-daten gemäß §295 SGB V (ZI der KBV), die GKV-Daten zweier kooperierender Krankenkassen sowie die Qualitätssicherungsdaten des KfH (QiN) dar. Imzuge-dessen werden außerdem Prädiktoren für eine Hospitalisierung identifiziert sowie eine Survivalanalyse durchgeführt.

Qualitative Analyse

Hinzu kommen qualitative Einzelinterviews mit Patienten, Fokusgruppen mit Nephrologen und Pflegekräften aus der Nephrologie.

Quantitative Analyse

Im nächsten Schritt führen wir eine standardisierte quantitative Befragungen möglichst aller (postalisch) erreichbaren Akteure durch (Patienten, Nephrologen, Pflegekräfte). Anhand dieser Daten werden mögliche Einflussfaktoren auf die Erbringung der HD und PD identifiziert und ihre Verbreitung und Relevanz quantitativ analysiert.

Ergebnistransfer

Erwartet wird die umfassende und repräsentative Identifikation und quantitative Analyse der Einflussfaktoren für bzw. gegen die Wahl eines der beiden Dialyseverfahren (HD vs. PD). Aus den Ergebnissen wird ein Maßnahmenplan mit praktischen Lösungen erarbeitet. Dabei können sich Lösungsvorschläge ergeben, die auf der organisationalen (interne und/ oder externe Organisationsstrukturen und -prozesse) sowie auf der individuellen Ebene (Arzt oder Patient) ansetzen. Die Bearbeitung der Ergebnisse mit den beteiligten Akteuren wird eine weit gefächerte Diskussion zu diesem Thema ermöglichen und den Boden bereiten für gemeinsame Lösungsmöglichkeiten im Gespräch mit den Dialyseanbietern, den Kostenträgern sowie den weiteren Akteuren der Gesundheitsversorgung.